Ursula Goldau

Und auch Geschriftetes


In dieser Ausstellung wurden Arbeiten aus den Jahren 2001 bis 2003 gezeigt, welche die
vollkommen neue Werkphase der ‚Schablonenbilder’repräsentieren. Die persönlichen
Veränderungen, Umzug nach Offenbach und damit Aufgabe ihres alten Ateliers, zwangen
die Künstlerin auf Techniken zurückzugreifen, welche sie bereits 1990 in der Zusammenarbeit
mit russischen Künstler anlässlich einer gemeinsamen Ausstellung entwickelt hatte. Kyrillische
Schrift und deren grafische Umsetzung aus der Zeit des Konstruktivismus sollten in die
künstlerische Arbeit einmünden und man behalf sich mit ausgeschnittene kyrillischen Buch-
staben. Diese Beschäftigung mit Wort und Sprache setzte sich in den Jahren ihres Aufenthaltes
in Frankreich fort. Erst in Offenbach hat die Künstlerin die Weiterentwicklung von Wort zu Text
und von ausgeschnittenen Buchstaben zur Schablone vollzogen.

Der andere wesentliche Aspekt bei Ursula Goldaus Arbeit ist die starke interkulturelle Ausrichtung.
Sie hat das international bekannte Schleswig Holsteinische Künstlerhaus Selk gegründet und
aufgebaut, und diese starke interkulturelle Ausrichtung dann in Offenbach selbstverständlich
fortgesetzt. Teil der künstlerischen Vermittlungs- und Friedensarbeit waren die Ausstellungen mit
Schablonenbildern jüdischer und muslimischer Texte, verbunden mit einer Lese-Performance.
Womit die jüdischen und muslimischen Besucher unweigerlich in einen subversiven Dialog verführt
wurden.

Obwohl ihr Schwerpunkt die Malerei und die grafischen Techniken sind, entwickeln sich ihre
Ausstellungen oft zu (multimedialen) Inszenierungen, die in einen modifizierenden und mutierenden
(Arbeits-) Prozess eingebunden sind. Auch diese Ausstellung wurde während der Laufzeit verändert
und inbesondere die politischen Ereignisse (Irak Krieg) hatten großen Einfluss auf die Performance
zur Finissage.


In dieser Ausstellung wurden ‚positive’ Textstreifen und in Umkehrung hierzu ‚negative’
Schablonen, nach Gedichten und anderen Textfunden geschnitten, aus verschiedenen Sprachen
und Kulturen (i.e.: Persisch, Nachuatl, Chinesisch, Innuitikut, Russisch, Jiddisch ...) stammend,
stochatisch juxtapositioniert. Diese Textstreifen und Textschablonen, welche von der Decke
hingen, wurden um Friese an den Wänden ergänzt, die Schablonentechnik und graphische
Techniken kombinierten. Der Gesamteindruck des (Wort-)Dschungels wurde durch die
Tierzeichnungen in den Friesen verstärkt.


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